Vom 11. auf den 12. September 2022 fand die 5. Tagung des Bundeskongresses der Räte der Religionen in Berlin statt. Der Ort sollte auch den Anspruch des Kongresses unterstreichen, als bundesweiter Zusammenschluss lokaler interreligiöser Dialoginitiativen Ansprechpartner für die Bundespolitik zu sein. Zentrales Thema der Veranstaltung war die Sichtbarkeit und Sichtbarmachung von Religion im öffentlichen Raum, mitsamt der sich daraus im gesellschaftlichen Miteinander ergebenden Fragen und Spannungen. Die Islamwissenschaftlerin Prof Dr. Riem Spielhaus legte in ihrem Vortrag dar, dass sich die These vom Verschwinden der Religion nicht erfüllt habe, die Kriterien für „Sichtbarkeit“ aber der veränderten, nicht mehr allein von den christlichen Kirchen dominierten Landschaft Rechnung tragen müssten. Religion finde heute z.B. verstärkt im Internet statt, organisierte Religionsgemeinschaften verlören ihre absolute Deutungshoheit und ihre Bindungskraft. Daher müsse auch nach Wegen gesucht werden, die im Grundgesetz jedem Einzelnen garantierte Religionsfreiheit unabhängiger von Organisationsformen zu gewährleisten. Dies sei vor allem als Auftrag an den Staat zu verstehen, sein Bild der Religionen und ihrer Rolle innerhalb der Zivilgesellschaft neu zu bestimmen.

Diesem Thema wird sich der neugewählte Sprecher*innenrat widmen. Ihm gehören Michael Bäumer und Jan Aaron Hammel aus Berlin, Joachim Valentin aus Frankfurt, Wolfgang Reinbold und Hamideh Mohagheghi aus Hannover sowie Ahmad Alhamwi und Maria Adela Salinas aus Münster an. Der Bundeskongress selbst will im kommenden Jahr stärker in die Fläche wirken und auch die Delegierten, die bislang einmal im Jahr zur Tagung zusammenkamen, unterjährig stärker einbinden. Wo immer möglich, sollen zwischen den Tagungen Begegnungsmöglichkeiten genutzt, gegenseitige Besuche gefördert und weitere Zusammenschlüsse der Räte der Religionen auf Landesebene stärker in den Blick genommen werden. Über die bei den Treffen geknüpften Kontakte und Einblicke in die Arbeit der anderen Städte ist die Freude bei vielen Delegierten besonders groß. „Die Idee eines Gartens der Religionen ist vom Bundeskongress in Essen aus durch die ganze Republik gewandert – wunderbar!“, erinnert sich Joachim Valentin.

Am 10. und 11. September 2023 werden die Delegierten erneut zusammenkommen. Sie gaben der Bewerbung aus Münster um die Ausrichtung den Zuschlag. Dort findet im kommenden Jahr das 375. Jubiläum des Westfälischen Friedens von 1648 statt, der die blutigen religiösen Auseinandersetzungen des Dreißigjährigen Krieges beendete und erstmalig in den deutschen Landen Religionsfreiheit garantierte. „Wir freuen uns, den Bundeskongress in diesem wichtigen Jubiläumsjahr bei uns zu Gast zu haben. Die Botschaft des Westfälischen Friedens ist heute aktuell wie lange nicht. Und im Jahr 2023 muss klar sein: Wahren Frieden gibt es nicht ohne Frieden der Religionen!“

Der Bundeskongress der Räte der Religionen wurde vom Bundesministerium des Innern aus Mitteln der Deutschen Islamkonferenz und von der Dr. Buhmann-Stiftung für interreligiöse Verständigung gefördert.

Berlin, 12.09.2022

Kontakt
Sören Rekel-Bludau
Geschäftsstelle des Bundeskongresses der Räte der Religionen
Tel: 0157/39423042
Mail: mail@bundeskongress-religionen.de