Die Besucher des Rates vor dem Ordenshaus;
4. v. r. Ruth von Förster

(Foto: Bernd Apel)

Der „Rat der Religionen im Kreis Gießen“ ist neben seinen regelmäßigen Treffen auch immer wieder bei einzelnen Gemeinden der Weltreligionen zu Gast. Diesmal war ein christliches Ordenshaus das Ziel: in Nieder-Weisel bei Butzbach liegt mit der Johanniter-Komturkirche das geistliche Zentrum des weltweiten Johanniter-Ordens, dessen Geschichte bis in die Kreuzfahrerzeit zurückreicht. Zugleich haben dort das „Johanniter-Hotel“ und ein Einsatzzentrum der Johanniter Unfallhilfe ihren Ort.

Frau Ruth von Förster, Mitglied in der Johanniter Unfallhilfe und Johanniter Hilfsgemeinschaft sowie des Arbeitskreises an der Komturkirche, und dem „Rat der Religionen“ schon eine Zeitlang verbunden, empfing zusammen mit den Johannitern v. Bernuth und v. Breidenbach die Gäste in der Komturkirche von 1245. In einem profunden Überblick informierte sie über die fast 1000-jährige Geschichte des Ordens, der sich als Dienstgemeinschaft zum „Einstehen für den christlichen Glauben und die Hilfe für die Armen und Kranken“ gründete und also als „tätiger“ Orden der Welt zugewandt ist. Der Schutz der Kreuzfahrer und Pilger und die Krankenversorgung auf dem Weg nach und in Palästina im 11. Jahrhundert bildeten dafür den Hintergrund. Über Sitze des katholisch gebliebenen Gesamtordens in Jerusalem und auf Malta kam das geistliche Zentrum der protestantischen Ordensgemeinschaft nach dem II. Weltkrieg nach Mittelhessen. Der Orden hat derzeit über 4.000 Mitglieder, Herrenmeister ist S.K.H. Dr. Oskar Prinz von Preußen

Zu den Besonderheiten des Kirchengebäudes selbst gehört u.a. eine dreifaltige Apsis und eine Statue des Ordenspatrons Johannes, insbesondere aber ein Loch in der oberen Decke, durch das die Kranken im darüber gelegenen Hospital die Gottesdienste und Andachten verfolgen konnten. Dieser Zusammenhang von Seel- und Leibsorge wird auch deutlich in der Ordensflagge: die 4 Pole des Johanniter-Kreuzes sind je zweifaltig und stehen so für die 8 Seligpreisungen in der Bergpredigt des Neuen Testaments.

Die 9 Christen, Muslime, Hindus und Baha´i, die an dem Ausflug teilnahmen, waren beeindruckt von diesem spirituellen Ort. Nach einem kurzen Rundgang durch das Ordenshaus gab es beim abschließenden Abendessen auf Einladung des Ordens angeregte Nachfragen und Gespräche. Erneut wurde dabei deutlich, wie zugleich ähnlich und vielfältig sich karitatives Handeln in unterschiedlichen Religionen darstellen kann. Der „Rat der Religionen“ wird auch darüber im Gespräch bleiben.

Bernd Apel